Zweite Meinung vom 13. November 2008:

Electronic Arts setzt zum zweiten Versuch an, eine SingStar-Kopie auf der Wii zu etablieren. Mehr denn je auf Casual ausgerichtet, versucht man sich nun ohne Alien-Krimskrams an einem reinen Mehrspieler-Spaß. Flop oder Partyhit?
Worum geht's?
Boogie Superstar ist, wie erwähnt, im tiefen Kern ein SingStar-Klon, erweitert das limitierte "Gameplay" des Sony-Vorbilds aber um Tänze, die mit der Wiimote choreographiert werden.
Das Spiel erschien in zwei Fassungen: Für 50Euro inkl. Mikrophon und für 30 Euro ohne. Das Karaokespiel wird also standesgemäß mit einem Mikro bewältigt, während die Tanzeinlagen lediglich die Wiimote benötigen. Das Nunchuk wird nicht unterstützt. Der einzige wirkliche Spielmodus besteht aus einer "Show", in der bis zu drei Auftritte absolviert werden. Dabei bleibt es euch überlassen, ob er drei mal singen wollte oder das Tanzen vorzieht. Jede Kombination ist möglich. Eine Jury bestehend aus drei Charakteren bewertet euren Auftritt in Abhängigkeit des gewählten Schwierigkeitsgrades (Stufen von 1 bis 5 sind freischaltbar). Je nach Platzierung gibt es Punkte und wer nach drei Challenges ganz ober steht, darf sich Boogie Superstar nennen.
Wiederum abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad (der sich in deutlich schwereren Choreographien und pingeliger Tonhöhenabfrage niederschlägt) erhaltet ihr so genannte "Token", mit denen ihr neue Lieder, Outfits und Tanzfiguren freischaltet.
Die Outfits stellen dann auch den einzigen, weiteren Menüpunkt neben Optionen und Training dar. Jeder Spieler kann hier einen ganz eigenen Avatar erstellen, dem ihr im Laufe des Spieles neue Klamotten, Frisuren und Schuhe verpasst.
Im Folgende eine Auswahl der enthaltenen Lieder (insgesamt 68 auf der Disk):
Angel Natasha Bedingfield
Love Like This [remix] Natasha Bedingfield
Pocketful of Sunshine Natasha Bedingfield
By your side Tokio Hotel
My Man is a Mean Man Stefanie Heinzmann
Summer Love Mark Medlock
Naughty But Nice Room 2012
Disappear No Angels
Hot Summer Monrose
Tanz der Moleküle MIA.
Ein Stern (…der deinen Namen trägt) Dj Ötzi & Nik P.
Dance Like There's No Tomorrow Paula Abdul
Bullseye Aly & AJ
Like Whoa Aly & AJ
Potential Breakup Song Aly & AJ
The Great Escape Boys Like Girls
Everytime We Touch Cascada
What Hurts the Most Cascada
Fancy Footwork Chromeo
Thnks Fr Th Mmrs Fall Out Boy
Glamorous Fergie
Elevator Flo Rida feat. Timbaland
I Don’t Want to Be in Love Good Charlotte
Wake Up Hilary Duff
Hold On The Jonas Brothers
SOS The Jonas Brothers
That’s Just the Way We Roll The Jonas Brothers
When You Look Me in the Eyes [remix] The Jonas Brothers
No One Alicia Keys
Take You There Sean Kingston
Girlfriend Avril Lavigne
Bleeding Love Leona Lewis
Shake It Metro Station
What You Got Colby O’Donis
I Don't Think About It Emily Osment
Nine in the Afternoon Panic at the Disco
Hot N Cold Katy Perry
Jump to the Rhythm Jordan Pruitt
Don’t Stop the Music Rihanna
Shut Up and Drive Rihanna
Yahhh! Soulja Boy Tellem
Radar Britney Spears
Toxic Britney Spears
He Said She Said Ashley Tisdale
Makes Me Wonder Maroon 5
Stronger Kanye West
Der Spielspaß
Boogie Superstar funktioniert im Gegensatz zum Vorgänger reibungslos. Das fängt allein dabei an, dass es EA diesmal gelungen ist, ein "vollständiges" Casual-Game zu erstellen. Mal ehrlich... wer erwartet tanzende Aliens und freakige Charaktere in einem Musik-Partyspiel? Richtig, niemand. Entsprechend wurden diese Elemente über Bord geworfen und eine Massenmarkt kompatible Mii-Version entworfen, die etwas fescher aussieht und genug Spielraum für schnelle Personalisierung lässt. Bis zu 30 Freunde lassen sich auf der Disk speichern, was durchaus genug sein dürfte.
Die Gesangseinlagen werden diesmal akkurat erkannt und man muss sich etwas mehr anstrengen, um gute Bewertungen einzufahren als sinnloses Rülpsen ins Mikro. Wie bei SingStar auch müssen zwar immer noch nicht die genauen Texte gesungen werden, sondern lediglich die Tonhöhen mit "Hmmmmm", aber das scheint technisch wohl nicht machbar. Den Spielspaß dämpft das jedenfalls nicht.
Viel ärgerlicher ist es da, dass EA es versäumt hat, dem Spiel ein zweites Mikro beizulegen. Wie bei Teil 1 ist daher wieder immer nur einer am singen, was den schüchternen unter uns nicht gefallen dürfte. Immerhin gibt es nun einen "Duett"-Modus, in dem ihr euch innerhalb eines Liedes abwechseln müsst und tlw. Passagen sogar zu zweit in ein Mikro singen dürft. Unter den gegebenen Umständen sicherlich eine akzeptable Lösung. Ansonsten macht dieser Modus durchaus Laune, wenngleich die Musik etwas leise aus den Boxen dröhnt. Zwar kann man Verhältnis Interpret:Spielerstimme ganz nach Belieben frei justieren, doch bei leisem Fernseher hört man manchmal kaum die Originalstimme, wenn man selbst etwas lauter als Flüstern spricht.
Die Tanzeinlagen sind darüber hinaus ebenfalls eine Bereicherung für das Gameplay. Neben vier Standardbewegungen, gibt es jeweils vier weitere Spezialbewegungen, die auf die drei enthaltenen Musikrichtungen (Pop, Urban, Elektro) zugeschnitten sind und nur bei entsprechenden Liedern auftauchen. Bei "Bleeding Love", einem Pop-Song, können also insgesamt 8 verschiedene Moves auftauchen: Die vier Standardbewegungen und (sofern freigespielt) vier weitere Pop-Bewegungen.
Mithilfe eines angezeigten Metronoms (der im Gegensatz zum ersten Teil diesmal auch stets den richtigen Takt angibt) ist es nun eure Aufgabe, die Bewegungen möglichst taktgenau umzusetzen, was bei richtiger Ausführung einen Sternenbalken füllt. Ist dieser voll, gibt es sechs weitere Bewegungen, die eine Combo darstellen und Punkte bringen (zb. Hände nach oben/ unten, im Kreis drehen, Springen usw.). Das Ganze funktioniert ganz akkurat und die Bewegungen werden gut erkannt. Kleinere Probleme treten zwar besonders am Anfang auf, aber alle Figuren sind letztlich mit etwas Übung gut zu tanzen. Die Taktfrequenz wird dabei überraschend genau abgefragt. Spielerisch sind die Tänze sicher limitiert, aber als kurze Abwechslung zwischen den Gesangseinlagen sind sie allemal witzig, allein weil sie absolut dämlich aussehen.
Schade aber, dass jeweils nur zwei Tänzer gleichzeitig aktiv werden können. Spielt man den Wettbewerb also mit vier Leuten, müssen jeweils Zweierpaare ran an den Speck. Dasselbe gilt für die Lieder. Im Übrigen ist es nicht möglich, dass zwei gleichzeitig singen und zwei dazu tanzen. Das läuft jeweils nur getrennt.
Achja: Wer "einfach nur so"-Singen langweilig findet, kann bestimmte "Streiche" aktivieren. Dann werden zufällig die Texte verdunkelt, die Noten unkenntlich gemacht, die eigene Stimme verzerrt wiedergegeben usw. Zuerst lustig und immer wieder für einen Lacher gut, später aber eher nervig.
Die Technik
Technisch gibt es kaum etwas zu meckern. Epische Landschaften werden überraschenderweise nicht dargestellt, aber der Comiclook der Charaktere ist stimmig und technisch gut auf den Fernseher gebracht. Die 6 unterschiedlichen Areale sind thematisch fein unterschiedlich, wenngleich es etwas wenig sind. Aber wirklich darauf achten tut man sowieso nicht. Die Animationen der eigenen Charaktere, wenn sie im Hintergrund die Tanzfiguren abliefern, sind beeindruckend "cool" und passen stets zur Musik.
Die Lieder sind ordentlich eingespielt und mit ausreichend Bass versehen. Über die Liedauswahl lässt sich streiten, sie erfüllt aber sicherlich ihren Casual-Zweck, spricht sie doch vornehmlich Mädchen an. Die Anzahl ist aber fraglos grandios. Mit 68 Liedern (darunter aber ca. 20 spanische/ französische) hat man genug Stoff für viele Abende. Zumal viele davon auch erst freigespielt werden müssen, also immer neues Futter hinzukommt.
Die meisten Songs sind Cover-Songs, allerdings haben sich auch einige Originale auf die Disk verirrt. Insgesamt kann man aber sagen, dass alle Lieder fast exakt wie das Original klingen und nur in kleinen Nuancen abweichen. Im Gegensatz zum Erstling hat man sich große Mühe gegeben, den originalen Ton zu treffen. Meine Mittesterinnen waren jedenfalls begeistert und haben gar nicht wahrgenommen, dass viele Lieder nicht das Original darstellen.
Fazit
Boogie Superstar ist so eine Sache. Eigentlich ist ein wirkliches Spielmodus viel zu wenig, um lange bei der Stange zu halten, aber dennoch versprüht das Spiel einen ganz eigenen Charme, der immer wieder zu einer Runde "Boogie" einlädt. Das Spiel ist absolut nichts für jemanden, der gerne alleine spielt und sich kurz die Zeit vertreiben will (ein fesselndes Abenteuer dürfte eh niemand erwartet haben). Dafür kommt man sich allein vor dem Fernseher bei den Tänzen zu albern vor, man muss sich zu viel bewegen und schimpft darüber, dass die Lieder fast nur auf Frauenstimmen ausgelegt sind.
Hat man aber ein paar Mädels zur Hand und möchte ihnen die Vorzüge der Wii-Konsole präsentieren, dann seid ihr mit Boogie Superstar genau an der richtigen Adresse. Das gilt aber wirklich nur für vier oder mehr Personen, denn schon bei dreien müsste einer mit dem CPU spielen, was langweilig ist.
Für vier Spieler aber bietet das Spiel genug, um sie über einen ganzen Abend zu unterhalten. Die Lieder machen gute Laune, das Tanzen funktioniert bis auf kleine Ausnahmen tadellos und das Singen ist zumeist einfach nur lustig.
Boogie Superstar kommt vielleicht nicht ganz an die Eleganz eines SingStars heran, ist aber derzeit auf Wii die beste Alternative.
+ riesige Liedauswahl (68 Songs)
+ gute Tonhöhenerkennung
+ funktionierendes Tanzen
+ später fordernder Schwierigkeitsgrad auch für Musikprofis
+ zeitloses Konzept der Vier-Spieler-Show mit jeweils drei Challenges
+ sehr schneller Einstieg
+ völlig unkomplizierter Partyspaß
- Interpret bei Karaoke teilweise etwas leise
- viele Coversongs (wenn auch gute Cover)
- kein 2. Mikro
- nur ein wirklicher Spielmodus
- für Einzelspieler absolut uninteressant
- zu viele Lieder, die auf Frauenstimmen ausgelegt sind
Wertung (Singleplayer): Wertung (Multiplayer)
2 Punkte/ 15 Punkte 11 Punkte/ 15 Punkte