James Bond - Ein Quantum Trost
 

James Bond - Ein Quantum Trost - Test von Hobble

Zweite Meinung vom 21.11.2008: 

James Bond - Seit Rares legendärem GoldenEye 007 für das Nintendo 64 steht dieser Name auch in der Videospielwelt immer für große Erwartungen. Mit "Ein Quantum Trost" erscheint nun das sechste offizielle Bond-Spiel nach GoldenEye (zählt man dessen inoffizielle Neuauflage von EA namens "Rogue Agent" nicht mit). Nach zunächst drei weiteren reinen EgoShootern (The World is not Enough (N64), Agent im Kreuzfeuer & Nightfire (GCN)) und zwei Ausflügen in die 3. Person-Action (Alles oder Nichts & Liebesgrüße aus Moskau (GCN)) gibt es nun eine Mischung aus beidem.

Ein Quantum Trost orientiert sich dabei vor allem am gleichnamigen Film, setzt aber auch einige Sequenzen aus dem Vorgänger Casino Royale um. Außerdem feiert es zwei Premieren: Zum ersten Mal ist Daniel Craig in einem Videospiel der Bond und zum ersten Mal entwickelt Treyarch unter der Schirmherrschaft von Activision ein Bond-Spiel.

 

 

Worum geht's?

 

Überraschenderweise steuert ihr in "Ein Quantum Trost" James Bond, der sich mit allerlei Waffen den bösen Schergen der Quantum-Organisation stellen muss. Weitestgehend steuert ihr Daniel Craig in der Ego-Perspektive durch die Gegend. Treyarch hat aber offenbar ein paar Blicke auf die 3rd Person-Spiele des Agenten geworfen und ist zu dem Schluss gekommen, dass ihm auch dieser Stil ganz gut steht. So kommt es, dass ein Hybrid-System zum Einsatz kommt, welches es dem Spieler erlaubt, sich an alle möglichen Wände lehnen und in der dritten Person zu schießen.

Ansonsten zeigt sich das Spiel, wie man es von einem Bond erwartet: Actionreich, bunt und schnell.

 

 

Der Spielspaß

 

Was hatten wir für einen Spaß mit dem schlichten GoldenEye anno 1997? Damals war es revolutionär in einer freien 3D-Welt umher zu laufen, Alarmanlagen zu zerstören oder PCs zu hacken und allerlei böse Russen zu beseitigen. Prinzipiell hat sich auch in "Ein Quantum Trost" daran nichts geändert. Es gibt nur einen Unterschied: GoldenEye machte alles irgendwie besser.

Positiv hervorzuheben ist zunächst aber die Steuerung. Diese ist individuell anpassbar und somit für jeden Spielertyp geeignet. Im Gegensatz zu Call of Duty könnt ihr die Dead-Zone des Zielens auch völlig frei selbst bestimmen, sowohl für das normale Zielen, als auch für das Zielen über Kimme und Korn. Zum eigentlich tadellosen Gelingen der Steuerung trägt auch das automatische Anvisieren bei, welches so bereits in Red Steel gut funktioniert hatte. Per Stick könnt ihr hier sogar die einzelnen Gegner "durchschalten". Praktikabel.

Ansonsten hat man sich keine großartigen Features zur Steuerung einfallen lassen. Nachladen per Schütteln, Zielen per Pointer. Alles logisch, aber unspektakulär. Im Gegensatz zum Genreprimus MoH:Heroes 2 lässt die Steuerung etwas Feinabstimmung vermissen. Irgendwie ist sie "gefühlt" hektischer und etwas ungenauer. Das mag aber eine subjektive Erfahrung gewesen sein.

 

Als deutlich schlimmer für das Spiel sollte sich das Leveldesign und der gesamte Storymodus herausstellen. Wir sind von GoldenEye wahrlich nicht verwöhnt worden in Sachen Storypräsentation. Aber anno 1997 forderte das auch niemand ein, aber auf den modernen Konsolen sollte man etwas mehr als sterile Briefings erwarten können. Zwar unterhalten sich in gut gesprochenem Deutsch die Originalstimmen des Films, aber nebenher gibt es nur Menühintergründe zu sehen. Trauriger Höhepunkt des surrealen Geschehens: Bond und seine Begleiterin fallen (wie im Film zu sehen) aus einem Flugzeug. Wie erfahren wir im Spiel davon? Bonds Vorgesetzte "M" und ein Berater betrachten die Szene offenbar per Peilsender und wir hören vom Berater: "Sie fallen..... Sie fallen immernoch.... Sie fallen tiefer.... sie haben den Fallschirm geöffnet." Danke für die kaum ertragbare Spannung, Activsion, die diese Szene erregt. Dass Bonds Stimme in den Sequenzen viel zu leise ist, erwähne ich nur am Rande.Auch EAs Bond-Titel der letzten Generation hatten so ihre Macken, aber eines muss man dem Großkonzern lassen: Sie wussten, wie man ein Spiel imposant in Szene setzt. Gemessen an den Maßstäben des filmisch anmutenden "Alles oder Nichts" ist das hier in schlechter Witz.

Das Gameplay in der Story ist ebenso ernüchternd. Euch werden eine Reihe an Levels geboten, die kaum mehr als langer, gewundener Schlauch sind und die jedes Freiraums beraubt sind. Ähnlich wie in CoD stürmen euch strunzdumme Schergen entgegen, die der Reihe nach mit einer Vielzahl an interessanten Waffen abgeschossen werden wollen. Das klappt auch mit Hilfe des An-die-Wand-Lehens super und geht flüssig von der Hand. In diesen Momenten macht das Spiel dann doch einiges richtig. Die Gegner sind ja doch meist hinter Objekten platziert worden und wollen mit dem richtigen Timing abgeschosse werden. Nicht, dass diese Ballerszenen jemals anspruchsvoll werden würden, aber sie machen kurzfristig Spaß und funktionieren ganz nett.

Man sollte nur nicht zu viele Gedanken an das uninspirierte Leveldesign verschwenden. Missionsziele, die schon vor zehn Jahren gab, fehlen übrigens völlig. Gut, die Entwickler geben vor, sich welche ausgedacht zu haben (sie werden im Menü sogar aufgelistet), aber sie nicht der Rede wert. Lauft ihr durch die Levels und ballert wie Rambo auf Drogen auf alles, was sich bewegt oder auch nicht, habt ihr alles getan, was ihr tun müsst. In den höheren Schwierigkeitsgraden braucht ihr auch nicht mehr Missionen erfüllen (wie in GoldenEye oder Perfect Dark), sondern es stürmen einfach nur noch mehr Deppen auf euch ein, die auf wundersame Weise auch noch besser treffen. Dann wird es aber oft frustig, sodass man sich am besten davon fernhält.

 

Ich könnte jetzt noch davon reden, dass man die Aneinandereihung der Levels gar nicht versteht (man startet mit "Ein Quantum Trost"- Leveln, vollzieht dann einen Flashback zu "Casiono Royale" und springt wieder zurück), oder, dass es eigentlcih gar keine Motivation gibt weiterzuspielen oder auf Entdeckungstour zu gehen, aber das habt ihr euch sicher schon gedacht.

 

Weshalb sollte man sich den Titel also kaufen? Ein Feature haben wir da noch: den Mehrspielermodus. Seit Red Steel bietet der aktuelle James Bond mal wieder einen 4-Spieler-Splitscreen Modus. Dieser ist sogar exklusiv bei der Wii-Version dabei. Auf 7 gut designten Karten darf sich dabei duelliert weren, freilich ohne CPU-Bots. Als Spielmodi gibt es Deathmatch, Team-Deathmatch und einen Aufgaben-Modus, in dem verschiedene bekannte Spielmechanismen wie "King of the Hill", PC-Hacken oder Koffer-Halten aneinandergereiht werden und den Spielern als Aufgabe gestellt werden. Jeder versucht die Aufgaben vor dem anderen zu schaffen, um die meisten Punkte zu ergattern.

 

Die gleichen Inhalte gibt es dann auch nochmal online. Dort warten dieselben Karten, dieselben Modi auf bis zu vier Spieler, die sich online bekriegen. Wieder müssen Freundescodes eingegeben werden, um loslegen zu können. Aber auch ein Freies Spiel gegen Fremde ist möglich.

Interessanterweise funktioniert online die Steuerung wunderbar und ein wenig besser, als offline. Gepaart mit dem guten Leveldesign der Arenen, die die genau richtige Größe für 4 Spieler besitzen und viele interessante Ecken bereit halten, entsteht hier richtiger Mehrspieler-Spaß. Die Performance ist stets flüssig und ihr findet schnell ein Match. Hier kommt endlich die prinzipiell gute Spielmechanik des Games zum Tragen. Da die Gegner nun aus Fleisch und Blut sind und keine dumme KI, das Leveldesign fordernd und die Steurung sauber ist, macht "Ein Quantum Trost" online plötzlich vieles richtig, was im Storymodus verhunzt worden ist.

Schae ist nur, dass es keine wirklichen Statistiken gibt und auch kein Rangsystem wie bei Call of Duty. Es gibt wohl ein ähnliches System wie bei Mario Kart Wii, bei dem man bei 5000 Punkten startet und je nach Können auf- oder abgestuft wird. Aber das funktioniert bislang mäßig. Manchmal gibt es Veränderungen, manchmal nicht. Wenn das noch ausgemerzt wird, wäre es eine feine Sache. Ansonsten könnte auf Dauer wichtige Motivation flöten gehen.

 

 

Die Technik

 

Das Spiel läuft auf derselben Engine wie Call of Duty: World at War, nämlich einer modifizierten CoD4-Engine. Leider sieht man das dem Spiel nicht an. Optisch kann lediglich die Vegetation und die Weitsicht einigermaßen gefallen. Ansonsten gibt es allerorten miese Texturqualitäten und simple Effekte. Wenigstens die Waffen- und Charaktermodelle sehen ordentlich aus. Während sich das Spiel akustisch absolut toll präsentiert mit guter deutscher Sprachausgabe und tollen Bond-Melodien, die entsprechend kräftig abgemischt wurden, käme das Spiel technisch nicht über einen Mittelfeldplatz hinweg, wenn da nicht dieses absolut unnötige Ruckeln wäre. Dieses katapultiert das Spiel letztlich in die technische Außenseiterecke. Absolut unnötig und dann auch richtig heftig, treten die Ruckler auf, sodass das Spiel teilweise nicht mehr spielbar war, da sich die Bidlwiederholungsrate auch negativ auf die Steuerung auswirkt. Das muss wirklich nicht sein. Vor allem weil optisch nicht viel geboten wird.

Zum Glück bleibt dies dem eh mauen Storymodus vorbehalten. Online sind die Arenen detailliert und werden absolut flüssig dargestellt. Wären jedes Singeplayer-Level mit so viel Liebe zum Detail entworfen worden wie die MP-Karten, dann wäre "Ein Quantum Trost" ein durchweg hübsches Spiel.

So müssen wir aber Wasser, welches einem Teppich ähnelt, vorlieb nehmen und Berge bestaunen, deren Pixel man einzeln zählen kann.

Schade um die schöne Musik.

 

 

Fazit:

 

Die ziemlich desaströse Technik zeigt, warum Activision uns bis auf zwei Screenshots, die auf der Verpackung zu finden sind, nichts von der Wii-Fassung des Spiels gezeigt hat. Dabei liegt es meiner Meinung nach nicht wirklich an der Portierung, dass das Spiel in der Solo-Kampagne durchfällt. Gut, die Technik ist atemberaubend und die Ruckler sogar höchst ärgerlich, aber insgesamt hätte man damit leben können, wenn es ein motivierendes Leveldesign gegeben hätte, welches einem James Bond-Spiel würdig wäre. Stattdessen gibt es aber Inhalte aus der Retorte, die unsinspiriert aneinander gereiht wurden. Das lockt heute kein Mensch mehr hinter dem Ofen hervor. Dass die Sequenzen dann auch noch ein schlehter Scherz sind, ist nur die Spitze des Eisberges.

Sein Potenzial kann das Spiel nur im Mehrspieler-Modus (v.a.online) ausspielen. Dort zeigt sich, dass die Wii auch grafisch saubere Sachen bieten kann und die Steuerung prinzipiell funktioniert. Das Spielsystem ist online recht langsam und dadurch sehr taktisch. Das Deckungssystem mit seiner 3rd Person-Perspektive funktioniert hier tadellos und kann seine Stärken ausspielen, was es im Solo-Modus nicht kann.

Schade, dass man das Potenzial nicht annähernd ausgeschöpft hat. Nicht technisch und vor allem nicht spielerisch. Online lohnt es sich aber trotzdem. Es spielt sich völlig anders als Call of Duty oder Medal of Honor. 60 Euro ist es aber nicht wert.

 

 

+ Spielkonzept (Ego-Action und 3rd Person-Einlagen)
+ viele unterschiedliche Waffen
+ gute Musikuntermalung
+ taktischer Online-Multiplayer ohne techn. Schwierigkeiten
+ Level "Facility" aus GoldenEye enthalten
+ gute Steuerung

- heftiges Ruckeln macht Spielen tlw. unmöglich
- teils hässliche Grafik (insbesondere Wasser und weit entfernte Berge)
- grauenhaftes Leveldesign im Schlauchformat
- dumme Gegner-KI
- teils unfair schwer
- lachhafte Storysequenzen

 

- keine Gadgets mehr

 

 

Wertung (Singleplayer):                                                       Wertung (Multiplayer/ Online)
 6  Punkte/
15 Punkte                                                  11 Punkte/ 15 Punkte
 
 
   
 
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