Mario Kart Wii
 

Zweite Meinung vom 23. Mai:

 

Mario Kart und kein Ende. Jede Konsole seit dem seligen Super Nintendo hat eines bekommen und daher war es nur eine Frage der Zeit, bis die Karts - oder das, was sie heute darstellen sollen - auch auf die Wii flitzen. Seit jeher ein Multiplayer- Spitzenspiel birgt Mario Kart Wii nun doch einige Überraschungen. Ob gute oder böse soll der Test klären.

Prinzipiell hat sich nicht viel verändert und das, was sich verändert hat, dürfte inzwischen jedem halbwegs kundigem Videospieler bekannt sein: Ihr düst nun nicht mehr nur mit Vier- Rädern über die Strecke, sondern dürft auch in den Cockpits von Motorrädern Platz nehmen. Vorteil: Auf gerade Strecken kann das Steuer hochgerissen werden, um eine höhere Endgeschwindkeit zu erreichen. Dafür ist Schliddern bei den Zweirädern weniger effektiv.
Das „Double Dash“- Prinzip wurde sinnigerweise wieder gekippt, sodass sich MKWii als eine Art Mario Kart DS auf dem Fernseher beschreiben lässt.
Ansonsten hat sich wenig überraschend wenig am Spielprinzip geändert: Ihr fahrt mit diesmal 11 Gegnern um die Wette, bekriegt euch mit zahlreichen fiesen Items und hofft auf den glücklichen Sieg in insgesamt acht Cups mit je vier Strecken. Wieder dabei: Vier Retro- und vier neue Cups.

Warum sollte man sich also die Wii- Episode kaufen, wenn man die Vorgänger schon kennt. Aus Prinzip? Meinetwegen. Alle anderen dürften sich vornehmlich auf die Wii- Steuerung mit dem beigelegten Lenkrad und den Online- Modus freuen. Die Steuerung überzeugt dabei auf ganzer Linie. Das Spielgefühl gefällt, und die Präzision lässt eigentlich zu keinem Zeitpunkt zu wünschen übrig. Dass ich noch immer mit Lenkrad spiele und auch nicht vorhabe auf Wiimote-Nunchuk oder GameCube Controller zu wechseln, weist deutlich den Weg. Wenngleich die alternative, klassische Steuerung ebenso zu überzeugen weiß wie in den Vorgängern, fahren auch Online auffällig viele Menschen noch mit Lenkrad. Hier hat Nintendo einen klasse Job abgeliefert.
Kommen wir zum Online- Modus: Diesen darf man getrost als ersten „richtigen“ Nintendo- Online Modus auf der Wii verzeichnen. Während Battalion Wars und Mario Strikers eher rudimentäre Matches zuließen, bekommt man hier (fast) alle Facetten des Online- Spiels zu Gesicht. Die Rennen oder Ballon- Schlachten gegen globale, kontinentale oder befreundete Spieler laufen in ihrer grundlegenden Geschwindigkeit flüssig und werden anhand eines ausgeklügelten Prinzips fair bewertet. Über den eigenen Mario Kart- Channel werden neue Challenges online gestellt, die den Missionen aus Mario Kart DS ähneln. Über den MK- Channel sind auch weitreichende Time- Trial- Wettbewerbe möglich. Tauschen von Geist- Daten mit Freunden gehört hier ebenso zum guten Ton, wie stetige Ranglisten mit netter Aufmachung.

Mario Kart Wii also ein moderner Klassiker? Nicht ganz.
Zuerst zur technischen Seite: Die Grafik steht in der Tradition alter Serienteile. Sie ist klar, bunt und überaus beim Betrachten überaus gefällig. Doch teils trübe aufbereitete Retro- Kurse und so manch eckige Kurve aus N64- Zeiten müssen nicht mehr sein. Die Musik und die Soundeffekte geben sich allerdings sehr solide und wissen mit netten Mario- Melodien zu gefallen.
Als schade erweist sich die fehlende Abstimmung der unterschiedlichen Gefährte. Zwar im Gegensatz zu Mario Kart DS verbessert, fällt gerade bei den Time- Trial Fahrten massiv auf, dass Motorräder einfach die bessere Alternative darstellen. Ihnen fehlt zwar der „zweite“ Schlidderturbo, doch die höhere Höchstgeschwindigkeit und die grandiose Wendigkeit lassen sie gegenüber den Karts deutlich überlegen sein. Dass dem in normalen Rennen nicht so ist, wird durch den massiven Item- Einsatz bewirkt, dem vielleicht größten Kritikpunkt des Spiels.

Gerade im Offline- Modus in den höheren Klassen (150ccm/ Spiegel) verkommt das Spiel zu einem reinen Glücksspiel. Teilweise kann man Strecken bis eine halbe Runde vor Schluss perfekt fahren und wird trotzdem neunter, da es durchaus vorkommt, dass man kurz vorm Ziel von 2-3 blauen Schildkröten getroffen wird, dann noch vom Gegner in den Abgrund geschubst und zum Schluss von einer herannahenden Kanone zertrümmert wird. An dieser Stelle werden Mario Kart- Verfechter allen Alters aufspringen und rufen: „Das war aber immer so! Das macht den Reiz der Serie doch gerade aus!“ Das mag sein, gilt aber doch vor allem für den Multiplayer- Modus. Was bringt es mir als Einzelspieler, wenn der CPU auf derart unfaire Art und Weise ein Rennen gewinnt und ich meine Wiimotes regelmäßig an die Wand werfen möchte. Ich stehe ja auf den Standpunkt, dass ein Spiel Spaß machen und mich nicht verärgern soll. Ich bin allerdings zutiefst verärgert, wenn ich ohne jede Schuld ein Rennen wegen zig blauer Schildkröten verliere. Hier hätte es einfach ein wenig Feintuning bedurft. Warum nicht die Regel einführen, dass Blaue Schildkröten nur bis zum Ende der 2. Runde eingesetzt werden dürfen? Mit diesem Kompromiss könnte ich gut leben.
Dass man angesichts dieser zum Himmel schreienden Ungerechtigkeit in den Grand Prix nicht einmal mit zwei Spielern gleichzeitig starten darf (was bisher bei allen stationären Mario Karts der Fall war), stellt dabei nur die Spitze des Eisbergs dar.

Allgemein ist der Offline- Multiplayer in Mario Kart Wii eher misslungen. Während zu zweit immerhin noch die löbliche Möglichkeit besteht, online zu gehen, bleiben drei oder vier Spieler ziemlich auf der Strecke. Nett ist, dass man nun immer „eigene Grand Prix“ erstellen kann und mitsamt der CPU Gegner um die Wette flitzen kann. Punkte werden normal gezählt, zum Freispielen von Karts und Fahrern dient diese Aktion freilich nicht mehr. Dieser Teil ist also durchaus verbessert. Doch eigentlich stellte bei uns immer der Ballon- Fight den Höhepunkt eines Mehrspieler- Abends dar. Dieses Erlebnis ist mit Mario Kart Wii im Prinzip ausradiert worden. Diesen Modus gibt es zwar, doch wird man zum einen in ein Team gesteckt und zum anderen fahren tatsächlich CPU- Schwachmaten in diesem Modus mit. Ach, wie sehr wünschte ich mir in EgoShootern CPU- Bots im Offline- Mehrspieler… ach, wie sehr wünschte ich mir in Mario Kart Wii wieder allein mit meinen Freunden zu sein. Es kommt auf den großen Arealen einfach zu selten dazu, dass man wirklich mal den Freund trifft. Das verprellt jeglichen Spielspaß und nach unserem Test auf dem Sofa fiel dieser Modus sofort durch. Er macht einfach keinen Spaß.

Fazit:
Mario Kart Wii ist ein gutes Spiel, welches ich allein im Online- Modus gerne spiele. Klar, kinderfreundliche Textbausteine machen Unterhaltungen über Teletubbi- Niveau unmöglich, und leichte Verzögerung im Spiel v.a. mit Amerikanern oder Japaner sorgen dafür, dass grüne Schildkröten nie dann treffen, wenn man es beabsichtigt hat, aber ansonsten ist macht es einfach Spaß. Es stellt sich auch in der Anonymität des Internets eine genugtuende Freude ein, wenn man Gegner kurz vor dem Ziel noch abschießt und überholt. Das ist dann Mario Kart in Reinkultur.
Ohne Internetanbindung werden die Spieler allerdings von stark verschlimmbesserten Multiplayer- Modus geärgert und allein von den zahlreichen POW- Blöcken, Blitzen, Kanonen, Sternen und vor allem den Blauen Schildkröten, sodass das Erreichen von Stern- Bewertungen in den Grand Prixs zu einem Glücksspiel verkommt und nur noch ganz, ganz wenig mit fahrerischem Können zu tun hat. Das darf bei einem Rennspiel nicht passieren.
Was bleibt? Ein Online- Mario Kart wie es im Buche steht und man sich kaum besser wünschen kann und ein etwas schwachbrüstiges Offline- Erlebnis, das immer noch Spaß machen kann, aber an eure Wände und Wiimote appelliert. Im Endeffekt besitzt ihr es aber eh schon, oder plant es bald zu kaufen. Es ist halt Mario Kart.



+ gut gelungene Lenkrad Steuerung
+ klassische Stick- Lenkung ebenfalls möglich
+ sehr schöne neue Strecken
+ Online- Modus flüssig und umfangreich
+ Mario Kart Channel mit ständig neuen Wettbewerben
+ Time Trial per Internet- Statistiken motivierend
+ gute Sounduntermalung
+ 12 Fahrer
+ auch zu viert ‚eigene’ Grand Prix mit CPU- Fahrern möglich
+ neue Items


- eigentlicher Grand Prix- Modus nur noch alleine möglich
- Ballon- Fight- Modus nur in zwei Teams möglich
- CPU Gegner im Offline- Mehrspieler- Modus nicht abstellbar
- höhere Spielklassen alleine reines Pokerspiel
- fehlende Balance bei Motorrädern und Karts
- immer noch z. T. eckige Kurven

 

 

Wertung (Singleplayer/ Offline):                                           Wertung (Multiplayer/ Online)
10 Punkte/
15 Punkte                                             13 Punkte/ 15 Punkte
 
   
 
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