Medal of Honor: Heroes 2
 

Zweite Meinung vom 24. Februar 2008:

 

*gähn* Ein Weltkriegsshooter… von Electronic Arts… bereits der fünfte Teil der Serie auf einer Nintendo Heimkonsole … der zweite schon auf der Wii.
Warum sollte mich dieser Titel vom Ofen weglocken, fragt man sich zu Recht.
Und doch: Man sollte MoH: Heroes 2 eine Chance geben, der Titel hat sie durch ein Kuriosum wirklich verdient.


Kritischer Blick auf den Einzelspielermodus
Medal of Honor: Heroes 2 ist ein gradliniger EgoShooter, der mitten im 2. Weltkrieg seinen Schauplatz gefunden hat. In 8 Missionen geht es in der Kampagne gegen die Nazis, dabei stapft ihr in zerstörten Städten durch Ruinen, kämpft euch durch ein Kloster oder die Kanalisation bis hin zur Basis der Deutschen Wehrmacht. Ort des Geschehens ist aber stets Frankreich. Klischeehafter als bei MoH: Heroes 2 kann ein Setting des 2. WKs nicht sein (stilecht wird hier sogar mit der Landung der Allierten in der Normandie begonnen).
In den einzelnen Abschnitten warten Primär- und Sekundäraufträge auf euch; während erstere zwingend gelöst werden müssen, dienen letztere lediglich dazu euren Rang zu verbessern. Die Aufträge variieren dabei sehr stark und sind absolut innovativ innerhalb des Genres: Da müssen Dokumente aus Safes „gerettet“ werden, Geschütze zerstört oder anderes Klimbim der Nazis beiseite geschafft werden. Selten so viel Abwechslung erlebt…
Aber was soll’s: Die Missionen erfüllen ihren Job ganz gut. Es macht Spaß durch die gradlinigen, aber gut designten Level zu laufen und alles abzuknallen, was einem vor die Flinte läuft. Und das ist wörtlich zu nehmen. Über die KI der Gegner braucht sich in diesem Spiel niemand Gedanken zu machen: Sie ist schlichtweg nicht vorhanden, sodass sie mir auch nicht negativ auffallen konnte. Das einzige, wozu die Nazischergen fähig sind, ist von ihrem Startpunkt aus hinter ihre absolut festgelegte Deckung zu laufen (ohne Rücksicht auf Verluste - wenn ich z.B. dort bereits auf sie warte, sie laufen trotzdem dahin), um dort angekommen manchmal über ihre Tonne hinwegzuspähen und teils zu schießen. Wow. Auf die Art hätte Nazi- Deutschland den Krieg nach 3 Wochen verloren…
Aber was soll’s, der geneigte Action- Fan hat gar keine Zeit sich dessen bewusst zu werden, ihm ist wahrscheinlich noch übel von den grau- melierten Matschtapeten. Damit ist weniger die geschmacklos spärliche Inneneinrichtung der französischen Häuser gemeint, sondern vielmehr jegliche Art von Textur. Dass der 2. WK nur in Grau- und Brauntönen stattgefunden hat, wollten uns schon viele Weltkriegsshooter weismachen, aber EA hat es hier etwas übertrieben. Das mag allerdings Geschmackssache sein.
Sicherlich keine Geschmackssache sind die teils lächerlichen Animationen der Gegner. Vor allem die Sterbeanimationen sind (sofern sie zu sehen sind - die Gegner in MoH: Heroes 2 verschwinden nämlich auch im europäischen Ausland in Rekordgeschwindigkeit) derartig ungelenk, dass es beinahe lustig erscheint. Den Animationen fehlt jede Art von Geschmeidigkeit und Realismus. Ok, man erkennt, dass da jemand sterben soll, aber das war es dann auch schon. Ich habe bei Perfect Dark auf dem N64 die Gegner bereits realistischer fallen gesehen.

Doch nicht alles schlecht? - Die Steuerung
Nach dieser langen Vorrede, könnte man meinen, mir gefiele das Spiel nicht. Das ist aber nicht der Fall. Klingt komisch, ist aber so. Das liegt vornehmlich an der superben Steuerung, die zum Vorbild aller EgoShooter auf der Wii werden sollte. MoH: Hereos 2 kann sich in diesem Bereich locker mit dem Genre Primus „Metroid Prime 3“ messen. Hier ist alles auf die ganz individuellen Bedürfnisse einstellbar: Von der Größe der Deadbox (unsichtbares Rechteck auf dem Bildschirm, innerhalb dessen die Kamera nicht schwenkt, sondern man nur zielen kann), bis zur Drehgeschwindigkeit ist hier wirklich alles möglich. Hinzu kommt, dass EA sich sehr viele Gedanken zur Implementierung der Gestensteuerung gemacht hat. Das Ergebnis ist absolut erfreulich: Die Schrotflinte z.B. muss nach jedem Schuss durch einen Nunchuk- Schüttler erneut geladen werden - stilecht. Große Geschütze werden mithilfe eines Rades gedreht, dafür muss der Nunchuk in die richtige Richtung gekreist werden. Das Highlight ist die Bazooka: Um sie abzufeuern, muss die Wiimote über die Schulter nach hinten gehalten werden, während man mit dem Stick die Richtung angibt. Hier hat man sich abseits der üblichen Pointersteuerung innovative Gedanken gemacht und das Schöne ist: Sie funktionieren alle. Hier passiert nichts, wenn man es nicht will. Großes Lob also für die tolle Steuerung.

Weitere Modi: Lightgun & Online
Und diese ist es dann auch, die dieses Spiel so spielenswert macht. Die Kritikpunkte sind offensichtlich, aber durch die grandiose Steuerung macht die Kampagne trotzdem Spaß. Hinzu kommt, dass diese auch per Wii Zapper in Lightgun- Manier gespielt werden kann. Hier wird man vom Spiel bewegt und muss nur noch Schießen. Nettes Feature für Zapper- Fanatiker, aber kein Killerargument für das Spiel.
Deutlich interessanter dürfte der Online- Modus für viele sein. Gegen bis zu 32 Leute auf einer Map, die den Kampagne- Orten nachempfunden sind, geht es entweder im offenen Deathmatch (Jeder gg. Jeden), im Team- Deathmatch (Alliierte gg. Achsenmächte) oder im Caputere-the-Flag (Stehle die Fahne des gegn. Teams um bringe sie lebendig zur eigenen Basis). Eine Runde dauert dabei immer 10 Minuten, man sich kann sich ständig ins laufende Spiel einklinken. EA greift dabei auf sein eigenes Online- System zurück (EA Nation), welches bereits bei FIFA08 auf der Wii Anwendung fand. Hier muss man sich eigens anmelden, muss sich dann aber nicht mit Friendcodes herum ärgern. In Ermangelung eines Headsets für die Wii kann man leider im Spiel selber nur kurze, vorgefertigte Anweisungen geben, sonstige Kommunikation ist nicht möglich.
Dennoch: Der Online- Modus läuft absolut sauber mit flüssigen 60fps und funktioniert tadellos. Schade nur, dass man den Offline- Multiplayer darüber ganz vergessen hat.


Fazit:
Medal of Honor: Hereos 2 ist der bis dato beste FPS auf der Wii. Zwar kann weder die Grafik, noch das Setting an Red Steel heranreichen, doch die tolle Steuerung mit ihren vielseitigen Gesten, die vollauf funktionieren, spendiert diesem Titel eine gehörige Portion Pfiff. Die Missionen sind im Singleplayer Modus zwar etwas kurz geraten (nach ca. 3-4 Stunden sieht man den Abspann im leichtesten Schwierigkeitsgrad), aber sie motivieren durch ausgedehnte Statistiken und zwei weiteren Schwierigkeitsgraden (die gewaltig ansteigen) zum mehrfachen Durchspielen. So kann man sich mit dem SP mindestens 15-20 Stunden beschäftigen. Die Missionen selbst sind geprägt von lahmen Aufträgen und strunzdummen Gegnern, einen gewissen Charme kann ich ihnen aber nicht absprechen. Das ist beinahe Retrofeeling, was den Shooter- Fan hier erwartet. Das wird nicht jedem gefallen, vor allem nicht Technik- Freaks, doch wer einfach unkomplizierten Ballerspaß genießen möchte, liegt hier absolut richtig. Die technischen Mängel trüben nämlich in keiner Weise das Spielerlebnis: Keine Situation ist unfair, die Technik verstellt dem Spielspaß nie den Weg. So ist die Kollisionsabfrage sehr genau, die Framerate jederzeit am oberen Limit und die Gestensteuerung ist über jeden Zweifel erhaben. Die Musik und der Sound siedeln sich übrigens im oberen Drittel an. Dem Setting angepasst gibt es einige nette, orchestrale Töne zu hören und die Waffen klingen schön wuchtig (inkl. Nachlade- Effekte aus der Wiimote).
Wer also mit nichtpräsenter KI und mäßiger Grafik leben kann, kann unbesorgt zugreifen. Zugegeben: Ein Kuriosum... Nächstes Mal, EA, bitte beides: Technik & Steuerung.
Online- Spieler addieren zur Endwertung einen Punkt hinzu. Das ist der Online- Modus auf jeden Fall wert.



+ hervorragende Pointer- Steuerung
+ vielseitige und funktionierende Gestensteuerung
+ wuchtige Sounduntermalung
+ für Wii- Verhältnisse tadelloser Online- Modus
+ umfangreiche Statistiken, die zum Weiterspielen animieren
+ gute Schwierigkeitsstufen (leicht bis wirklich schwer)
+ saubere Kollisionsabfrage und stabile Framerate
+ Lightgun- Shooter inklusive



- Gegner ohne künstliche Intelligenz (auch keine echte!)
- zumeist graue Matschgrafik
- ausgelutschtes Setting (2. WK in Frankreich…)
- Kampagne etwas kurz (3-4 Stunden)

 

- Online Modus ohne Statistiken oder Bonus-Features

 

 

Wertung (Singleplayer):                                                       Wertung (Multiplayer/ Online)
10 Punkte/
15 Punkte                                             11 Punkte/ 15 Punkte

 
 
   
 
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