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Metroid Prime 3: Corruption |
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Zweite Meinung vom 31. Dezember 2007

Eins vorweg: Hier schreibt kein penetranter Metroid- Fan. Ich habe Super Metroid lediglich kurz angespielt, habe GB- und NES- Metroids gar vollständig gemieden. Mein erster Kontakt mit der Serie fand auf dem GameCube mit Metroid Prime statt. Sowohl Teil 1 als auch den Nachfolger „Echoes“ habe ich damals zu 2/3 durchgespielt gehabt, bis mich Langeweile und Schwierigkeitsgrad übermannten.
Im Zeichen von Metroid Prime 3 - Corruption habe ich beide Teile allerdings nochmals angefangen. Metroid Prime habe ich durchgespielt und es hat mir überraschenderweise kaum Probleme bereitet. Es gefiel mir plötzlich. Echeos habe ich allerdings erneut aufgegeben. Das Schattenwelt- Thema gefällt mir einfach nicht.
Aber jetzt zum aktuell letzten Spross der Serie, der nun einiges besser und anders macht. Anders ist vor allem der ganze Spielablauf, der insgesamt begradigt wirkt. Wo man in Echoes noch von einem Land ins nächste, dann in die Schattenwelt einer wieder anderen Welt schlüpfen musste, hier Schalter betätigen, dort einen Gegner töten und sich hier Abläufe merken musste, entpuppt sich „Corruption“ fast als geradliniger EgoShooter, in dem sogar Missionsziele angezeigt werden. Alte Fans werden Stilbruch reklamieren, mir als Spieler gefallen die Änderungen aber sehr gut. Es ist nun möglich Metroid endlich zu „spielen“, man muss es nicht mehr inhalieren. Endlich ist es möglich zwischen zwei Spielsessions auch mal 4-5 Tage verstreichen zu lassen, ohne ahnungslos in die Welt zurückzukehren. Stets wird man erinnert, was man zu tun hat.
Zur Erleichterung trägt auch das Leveldesign bei. Auch dieses stellt sich relativ begradigt dar. Relativ, weil es gegenüber Metroid Prime 2 - Echeos wie ein 2D- Mario Titel anmutet, gleichzeitig aber einem James Bond- Fan schweres Kopfzerbrechen bereiten würde. Genau diese Mischung macht den Titel so gelungen. Stets ist die Kernroute recht klar vorgegeben, aber es gibt abseits der Wege so viele Items und Boni zu entdecken, dass man gerne zu alten Orten zurückkehrt, obwohl die Story das nicht vorgibt. Auf diese Weise erhalten die RetroStudios das wohlige Gefühl des freien Erkundens, welches vor allem Metroid Prime so groß gemacht hat, ohne aber den Spieler komplett fallen zu lassen, wie man es in Echeos teilweise getan hat.
Über die Steuerung, die sich wohltuend vom umständlichen Bediensystem der Vorgänger abhebt, muss ich kaum Worte verlieren. Sie ist schlichtweg die Beste, die ich bisher plattformübergreifend gespielt habe. Auch die sagenumwobene, angeblich zu langsame, 180° Drehung macht dank des Spieldesign keine Probleme. Schalter betätigen, Anvisieren, Schießen… alles funktioniert mit einer Intensität und Grazie, dass es eine Freude ist.
Auch über Grafik und Sound kann ich nicht meckern. Texturen und Effekte wirken schärfer, detaillierter und pompöser als in den GCN- Vorgängern, die Melodien gehen genauso wie bei Teil 1 ins Ohr. Komisch allerdings, dass einige Effekte auch wegrationalisiert wurden. Während in Prime 1 ein Beam-Schuss noch die Umgebung in Licht getaucht hat, ist dieser feine Effekt nun verschwunden. Dennoch ist die technische Seite des Spiels rundherum gelungen und übertrifft bis auf Mario Galaxy alle derzeitigen Wii- Spiele um Längen. Dazu trägt auch die feine englische Sprachausgabe bei, die erstmals in Metroid zum Einsatz kommt und zur Atmosphäre maßgeblich beiträgt, ebenso wie die gesamte Story, die nun nicht mehr allein durch Scannen der Umgebung erfahrbar wird. Sequenzen treiben nun von Zeit zu Zeit die Hauptstory voran. Aber auch hier ging man einen schönen Kompromiss ein: Während die aktuellen Geschehnisse, vor allem Samus’ Missionsgründe, derartig visualisiert werden, dürfen die Geschichten der drei im Spiel vorhandenen Planeten erneut durch Scannen erforscht werden. Die deutsche Übersetzung verdient in diesem Zusammenhang ein großes Lob. Das Alter und die Weisheit der Chozo, der Bewohner vom Bryyo und der Elysia drücken die wunderschön wortgewandten Texte hervorragend aus, während die Mitteilungen der Weltraumpiraten wenn überhaupt gehobenes Grundschulniveau aufblitzen lassen.
Ist also das also der krönende Abschluss der Trilogie, der nun endlich perfekt ist? Nein, leider nicht ganz. Zum einen werden Fans mit Sicherheit das alte „Ich bin allein auf einem Planeten“- Gefühl vermissen. Corruption bemüht sich zwar alte Fans der Serie und Neulinge miteinander in Eintracht zu bringen, die teils krassen Änderungen gegenüber den Vorgängern werden Veteranen aber sauer aufstoßen.
Aber auch darüber hinaus gibt es Anlass zur Kritik. Die versteckten Ladezeiten bei den Türen fielen mir besonders negativ auf. Vor allem in Verbindungen mit dem ständigen Respawn der Gegner. Später möchte man durch bestimmte Räume gerne durchlaufen, ohne jedes Mal kämpfen zu wollen. Meist kann man die Gegner auch einfach links liegen lassen und vorbei huschen, allerdings halten die Türen einen bei größeren Räumen teils 5-7 Sekunden lang auf. Das nervt und sorgt für unangenehme Treffer. Dass die Gegner darüber hinaus mit gerade mit hoher Intelligenz bestückt sind, ist schon aus den Vorgängern bekannt, ist aber hier auch in besonderem Maße ärgerlich, weil die neue Wii- Steuerung raffiniertere Spielzüge zulassen würde. Trotzen laufen, fliegen und springen Gegner aller Art planlos vor Samus’ Waffenarm.
Apropos Gegner: Die Endgegner sind wie immer pompös und zahlreich. Dass sie einen Tick leichter sind als ihre Vorgänger, stört mich persönlich nicht, wird aber erneut alten Fans nicht gefallen.
Was bleibt also unter dem Strich? Ein sehr, sehr gutes Spiel. Das beste seiner Art und das beste der Trilogie. Soviel steht fest. Vor allem die Steuerung und die neue Ausrichtung gefallen mir sehr gut. Daher kann ich vor allem auch all jenen, denen die Metroid Prime- Saga bisher nicht zugesagt hat, eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Im Prinzip sollte dieses Spiel aber jeder gespielt haben. Mein Meckern liegt auf hohem Niveau und setzt dem Gesamterlebnis rund um Samus Arans Abenteuer kaum zu.
Metroid Prime 3 - Corruption ist spielens- und erfahrenswert. So ein Spiel wird nicht häufig erscheinen.
+ hervorragende Pointer- Steuerung (3 Stufen einstellbar)
+ sinnvolle, nicht aufgesetzt wirkende Bewegungssteuerung (Schalter & Spielablauf)
+ einsteigerfreundlicher Spielablauf
+ gute Wii- Grafik
+ schöne Melodien
+ feine (englische) Sprachausgabe
+ tiefgründige Story, die auf 2 Ebenen erzählt wird (Scannen & Sequenzen)
- versteckte Türladezeiten
- niedrige Gegnerintelligenz
- ständiges Wiederauftauchen der Gegner
Wertung:
13 Punkte/ 15 Punkte
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