SSX Blur
 
Zweite Meinung vom 6. April 2007

Mit SSX Blur erschien vor kurzem das erste ernstzunehmende Spiel von 3rd Party Gigant Electronic Arts exklusiv für die Wii. Ähnlich wie bei Excite Truck gingen die Wertungen von „Messias des Snowboardspiels“ bis „absoluter Unterdurchschnitt“. Was ist also dran an EAs Wii- Debüt?

Nun, die auf SSX Blur trifft wohl weder das eine noch das andere Extrem zu. Um es vorweg zu sagen: SSX Blur ist ein gutes, aber nicht überragendes Spiel, dass dennoch von der intuitiven Wii- Steuerung stark profitiert. Dass es nicht zum Hit reicht, liegt an eher an den Spielinhalten selber.

Wie die GameCube/ PS2/ Xbox- Vorgänger, spielt auch SSX Blur auf einem Berg mit drei Gipfeln und Ziel des Spiels ist es, sich an die Spitze der Tabelle vorzuarbeiten. Dafür muss man allerlei Rennen, Slalom- Fahrten, sogenannte Slopestyle- oder Big Air Events abschließen oder eben in die berüchtigte Half- Pipe steigen. SSX spielt sich dadurch wie eine Mischung aus Rennspiel und Tricksportspiel in der Art der reinen Tony Hawk- Spiele. Hierbei liegt das Gewicht auf etwas mehr auf den Tricks als bei Nintendos 1080°. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder selber entscheiden. Mir persönlich hätte ein höherer Anteil von reinen Rennen im Spiel ganz gut gefallen.
Die Abwechslung, die durch diese verschiedenen Eventarten entsteht, ist insgesamt sehr löblich. Jede Art macht für sich genommen Spaß und bietet unterschiedlichste Anforderungen. Während es im Rennen auf pure Geschwindigkeit ankommt und man somit Rampen und Hügel meiden sollte, muss man im Slopestyle auf der exakt gleichen Strecke eine ganze andere Spur fahren, um so viele Tricks anzubringen wie möglich. Bei den verschiedenen Standartaufgaben fällt nur „Slalom“ etwas ab. Zum Glück taucht dies aber auch nur dreimal auf. An und für sich ist es sehr spaßig diesen Abschnitt zu spielen, aber die Fahnen sind unberechenbar gesetzt. Um diese Events erfolgreich zu meistern, muss man praktisch den Streckenabschnitt mit allen Buckeln auswendig drauf haben. Und auch dann hängt vieles noch vom Glück ab, wie man gerade mal aufkommt und eventuell abrutscht usw. Das hätte man durchaus entspannter gestalten können. Denn prinzipiell ist die Idee die weitläufigen Abfahrten durch einen Slalom etwas einzuengen, sehr löblich. Ich hätte mir hier auch einen Modus gewünscht, in dem man innerhalb eines Slaloms auch gegen direkte Gegner fährt, ähnlich wie in 1080°. Denn so verkommen die reinen Rennen auch oftmals zu einer Einzelveranstaltung. Die Pisten sind teilweise so weitläufig, dass man seine Gegner am Start und im Ziel sieht und zwischendurch praktisch gar nicht. Während diese Weitläufigkeit im Free-Ride Modus absolut toll ist und einem wirklich das Gefühl gibt, man kann einen ganzen Berg erkunden, stellt es sich in den Rennen eben als etwas hinderlich dar. Es ist doch irgendwie schöner Gegner direkt zu überholen, weil man besser fährt, und nicht weil man einfach einen anderen Streckenabschnitt genutzt hat. Wie gesagt: Hier hätte ein großzügiger Slalomparcour Abhilfe schaffen können.

Im bereits erwähnten Free-Ride Modus fährt man den Berg wie der Name schon sagt, völlig ohne Aufgaben herunter. In diesem Modus kann man nun SSX- Challenges annehmen, indem man über die verteilte Symbole fährt. Davon gibt es insgesamt 21. Außerdem warten Charaktersymbole auf den Spieler, bei denen man einen 1vs1 Wettbewerb gegen eben diesen Charakter bestreitet. Das können Wettrennen sein, aber auch Trickwettkämpfe. Sehr ärgerlich hierbei ist es, dass bereits geschaffte Events weiterhin auf der Strecke bleiben und weiter munter vor sich hin leuchten. Dies verwirrt, denn man weiß nach einiger Zeit oftmals nicht mehr, ob man dieses Symbol schon geschafft hat. Das ist sehr ärgerlich, wenn man den Ehrgeiz besitzt, alle Charaktere im 1vs1 zu schlagen und alle SSX- Challenges zu finden und zu schaffen.
Außerdem findet man nur im Free-Ride Modus Plaketten, die einem weitere Übertricks bescheren. Durch normale Tricks (Hoch/Runter oder Links/Rechts- Schütteln der Wiimote) füllt sich das Groovemeter und ab einer bestimmten Höhe kann man sogenannte Übertricks vollführen. Für dieses muss man mit der Wiimote (und ggf. dem Nunchuk) komplexere Zeichen in die Luft malen. Entgegen den Stimmen in vielen Fachmagazinen funktioniert das mit ein wenig Übung auch sehr gut. Im Menü gibt es auch extra einen Modus, der einen das üben lässt. Dann läuft es eigentlich sehr gut. Man muss nur auch genau arbeiten. Standardmäßig hat man nur 4 solcher Übertricks zu Verfügung. Durch Aufsammeln der Symbole (je 20 Gleiche für einen neuen Trick) könnte man theoretisch auf 12 solcher Tricks aufstocken. Schade nur, dass das in der Praxis kaum möglich/ nötig ist. Ich habe das Spiel mit einem Charakter vollständig durch, aber bin immer noch bei meinen vier Standartübertricks. Erstens ist es damit ebenfalls locker zu schaffen, zweitens sind findet man im Free-Ride Modus wohl das eine oder andere Symbol, aber 20 von der gleichen Sorte zu finden, ist recht happig. Das hätte man irgendwie anders lösen müssen.

Nichtsdestotrotz bleibt die Steuerung an sich sehr gelungen. Gerade die Fahrsteuerung (Neigen des Nunchuks in die entsprechende Richtung) gefällt mir sehr gut und funktioniert tadellos. Die Tricksteuerung erweist sich als einfacher als in den Vorgängern, hat man erstmal die Zeichnungen verinnerlicht. Hier sehe ich einen großen Vorteil. Das ist einfach intuitiver als den C- Stick in seltsamen Kombinationen zu drehen. Dass es dann in der Wiimote- Abfrage ganz selten zu Problemen führen kann, ist ärgerlich, aber verschmerzbar. Die meisten Fehler liegen hier aber am Spieler selbst. Man führt in größeren Stresssituationen die Zeichenbefehle einfach nicht mehr genau genug aus. Das ist aber dem Spiel selbst nicht anzukreiden, meiner Meinung nach. Auch wenn zahlreiche Fachmagazine das so sehen.

Fazit:
Insgesamt macht SSX Blur also vieles richtig. Gerade die Steuerung und die Grafik gefallen mir ausgesprochen gut. Auch der Umfang ist angenehm groß und Abwechslung in den Disziplinen wird – anders als in Excite Truck – groß geschrieben. Das Spiel vermiest es sich mit seinem beinharten Einstieg. Die Entwickler setzen dem Spieler hier ein viel zu schweres Tutorial vor und erklären im Karriere- Modus nicht die grundlegenden Spielmechaniken. Das ist einfach unzulänglich. Dass dann erstens die Strecken aus Teil 3 nur wieder aufgewärmt und nur minimal verändert worden sind, und dass zweitens die SSX- Challenges und die Bergaufgaben in den Turnieren nur noch mal recycelt und aneinander gereiht werden, ist über alle Maße schade. Und da kommen dann Patzer wie nicht verschwindende Aufgabensymbole und teils unfaire Slalom- Wettbewerbe noch hinzu.
Alles zusammen genommen hat man somit ein gutes Spiel, dass durch kleinere bis mittelgroße Probleme leider tatsächlich nur „gut“ bis „sehr gut“ ist. SSX Blur macht Spaß und ich kann es jedem Snowboardfan empfehlen. Wer aber weder mit Rennspielen noch mit Sportspielen etwas anfangen kann, wird sich nur auf den Beginn des Spiels aufregen. Wer sich durchbeißt, bekommt für sein Geld richtig gutes Gameplay geboten.


+ sehr gelungene Fahrsteuerung
+ feine Grafikeffekte und Weitsicht
+ flüssig
+ angenehmer Umfang
+ viel Abwechslung durch verschiedene Aufgaben
+ leichtere Tricksteuerung als auf dem GameCube



- harter Beginn
- Turnier Recycling
- Slalom Aufgaben teils unfair schwer
- Bonusaufgaben oft vom Glück abhängig
- aufgewärmte Strecken aus Teil 3



Wertung:
10 Punkte/
15 Punkte
 
 
   
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden