Wii Music
 

Zweite Meinung vom 23. November 2008:

 

 

 

Kaum ein Spiel der letzten Jahre musste sich so viel

Hohn und Spott anhören wie Nintendos Wii Music. Dabei richtete sich der Groll der Spielergemeinde weniger gegen das Spiel selbst, als vielmehr gegen Nintendo Casual-Wahn, zu dessen unumschränkte Galionsfigur Wii Music nach der E3 2008 aufgestiegen war.

So war es nur Mittel zum Zweck, um gegen Nintendo an zu gehen. Dass auch andere Hersteller absolute Gurken herausbrachten und selbst Nintendo selbst schon in der GameCube- Ära mit Spielen wie "Kirbys Air Ride" negativ aufgefallen war, interessierte niemanden mehr. 

 

Doch nun ist Wii Music auf dem Markt und es stellt sich die Frage: Wie es nun? Kann es an die Erfolge von Wii Sports und Fit (die trotz aller Massenmarkt tauglichen Inhalte gute Produkte waren) anknüpfen oder ist es wirklich so schlecht, wie IGN (5.0/10)) es machte?

 

Bei Wii Music dreht sich alles - wie könnte es anders sein - um die Musik. Das Spielprinzip, obwohl kaum in Worte zu fassen, dürfte den meisten Internet-Usern bereits bekannt sein, daher hier nur eine kurze Einleitung: In Wii Music bedient ihr über 60 zum Teil skurrile Instrumente nur mit Hilfe eurer Wiimote. Enthalten sind klassische Instrumente wie Piano, Cello, Kontrabass, Schlagzeug oder Gitarre (in all ihren Ausprägungen), aber auch seltsam anmutende Spielzeuge wie Hund, Katze, Kinderklavier, Beat Boxer, Mii-Sänger oder "Klatschen". All diese Instrumente wurden in vier Bewegungskategorien unterteilt, sodass ihr lediglich vier Bewegungen erlernen müsst: Bläser werden per 1 und 2- Knopf gespielt, Gitarren per Wiimote-Schwingen, Piano-ähnliche Instrumente, indem man das Tastenklopfen nachahmt und Geige oder Kontrabass, indem ihr die Wiimote quasi als Streicher benutzt.

Bis zu 6 Instrumente lassen sich in eine Vorstellung zwängen (1. Stimme/ 2. Stimme/ 2x Percussion/ Akkorde/ Bass). Ihr habt dabei die freie Wahl und könnt auch einige Parts auslassen.

 

Doch will ich darauf nicht näher eingehen. Wer sich das Spielprinzip näher anschauen möchte, sollte sich YouTube-Vidoes anschauen. In diesem Fall sind bewegte Bilder und Musik dafür besser geeignet als schnöde Worte.

Neben dem Modus, der es euch erlaubt, aus 50 Liedern (wenige bekannte Pop-Lieder, einige klassische Stücke und viel lokale Volkslieder) zu wählen und sie in eurer ganz persönliche Interpretation zu spielen, gibt es noch drei weitere Spiele, die Erwähnung finden sollen.

Zum einen könnt ihr die Wiimote als Taktstock schwingen und fünf klassische Lieder dirigieren. Das funktioniert allein ganz nett, nur mithilfe der Bewegungen. Allerdings könnt ihr nicht viel mehr machen als mal langsam, mal schnell zu schwingen. Zuerst kommt ein erhabenes Gefühl auf, nach wenigen Versuchen aber verfliegt der Reiz und es bleibt nur mehr ein kleiner Gag. Zumal nur fünf Lieder spielbar sind. Mit 2-4 Spieler wird es gar unerträglich, da man dann exakt gleich spielen muss, um auch nur einen vernünftigen Ton heraus zu gebkommen.

Spaßiger ist der Glockenspiel-Modus. Hier müsst ihr wie bei Donkey Konga zu fünf Liedern die Glocken sprechen lassen. Euer Einsatz wird angezeigt und das Ergebnis wie beim Dirigieren bewertet. Das klappt gut und macht durch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auch zu viert Spaß, krankt aber ein wenig am schwachen Umfang von nur fünf Liedern.

Zum Schluss gibt es eine Art Musik-Quiz, in dem Töne nach Höhe sortieren soll oder bestimmte Instrumente erkennen muss. Auch das ist für bis zu vier Spieler möglich und in 10 Stufen spielbar. Eine nette Dreingabe, aber nicht mehr.

 

Neben dem Trainingsmodus, in dem auch detailliert viele Musik-Kenntnisse beigebracht werden, bleibt also vor allem die so genannte Jam-Session interessant. Sie war es auch, die am meisten Kritik auf sich zog. Spielt man hier doch - wie erwähnt - mit bis zu sechs Instrumenten ein Lied nach eigener Fasson und - OH GRAUS - bewertet das gute Stück am Ende selber. Das Spiel legt in diesem Modus überhaupt keine Bewertungsmaßstäbe fest, sondern überlasst euch ganz eurer eigenen Kreativität.

Einige haben bereits zurecht gefragt, wie ein Spiel denn die eigene Kreativität bewerten sollte. Das Argument ist zwar schlagend, wird von den Kritikern aber meist nicht beachtet. Die oftmals angestrebte Lösung: Wii Music sollte besser ein knallharter EgoShooter sein, dann könne man auch das eigene Spiel bewerten.

 

Das wiederum scheint mir nicht sinnvoll. Ich möchte Wii Music als das betrachten, was es ist: Ein musikalischer Spielplatz, auf dem man sich austoben kann und tun und lassen kann, was man möchte. Und genauso wenig wie die Mutter auf dem Spielplatz dein Wippverhalten bewertet, bewertet das Spiel. Es gibt nur - gemäß der Mutter im echten Leben - hier und da ein paar kleine Hilfen, wie es sich besser wippen lässt.

Taktfrequenz wird genauso angegeben, wie optional ein standardisierter Notenverlauf für das spezielle Lied in Kombination mit dem Instrument. Sieht man seine Kreativität also als gering an, kann man trotzdem mit Wii Music Spaß haben, wenn man stur den Noten folgt (was z.T. schon schwer genug ist). Vielleicht entdeckt somit sogar jemand sein musikalisches Talent?

 

 

Fazit:

 

Doch kommen wir zum ausführlichen Fazit.

Wii Music ist kein Spiel im eigentlichen Sinne. Bei einem Spiel gibt es Regeln und am Ende gewinnt jemand.

Wii Music ist ein Spielplatz. Eine Möglichkeit, sich auszutoben und Spiele darin zu spielen, die man aber selber noch erfinden muss.

Ich spiele derzeit auch noch viel Call of Duty. Wie ihr bereits gesehen habt, gefällt mir das "Spiel" richtig gut. Aber Wii Music ist etwas anderes. Bei CoD will ich gewinnen. Ich bin frustriert, wenn ich verliere, weil zu viele Gegner im Weg stehen, der Online-Modus nicht völlig ruckelfrei über die Bühne geht und ich jemanden EIGENTLICH getroffen hätte, aber das Spiel dies nicht erkennt. Ich werde sauer und ärgere mich. Dennoch spiele ich missmutig weiter, in der Hoffnung auf Besserung.

Wii Music ist anders. Ich bin nie gefrustet, wenn ich mich auf dem musikalischen Spielplatz befinde. Ich sammle Ideen und versuche diese umzusetzen. Auch hier gelingt mir nicht alles, aber keine Gegner stellen sich mir in den Weg, sondern meine eigene Motivation etwas ganz außergewöhnliches zu erschaffen. Hier wurde der Ton eine Sekunde zu früh angeschlagen, dort passt das Instrument nicht gut zu einem anderen. Kleinigkeiten, die mich zwar stören und die ich ausmerze, aber Nichtigkeiten, die mich nicht verärgern. Wii Music ist anders als Call of Duty. Mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Während ich mich bei dem Shooter freue, dass ich gewinne und eine Serie von 15 Kills hingelegt habe und mich das Spiel daraufhin mit einer neuen Waffe belohnt, entfällt dieser Motivationsaspekt bei Wii Music. Das dürfte einige Spieler stören. Klar, ich bewerte meine Stücke ja auch selber. Das Spiel belohnt mich nicht, weil es kein Spiel ist. Kann man beim Schaukeln gewinnen?

Und doch... viele bisherige Tests erkennen nicht, dass auch Wii Music eine gewisse "Belohnung" liefert. Meiner Meinung nach kann Wii Music nicht funktionieren, wenn es in einer Gruppe gespielt wird. Gut, das können bis zu vier Leute gleichzeitig vor dem Fernseher sein, aber ich meine auch, wenn es mehrere Personen spielen. Ich habe das Wochenende über an einem Stück gearbeitet und es perfektioniert, nur damit es mein WG-Uni-Mitbewohner am Montag hören kann. Und ich freue mich am Dienstag Abend, wenn ich aus der Uni wiederkomme, dass er vielleicht auch eine neue Idee musikalisch umgesetzt hat. Es ist nicht das Spiel, welche die Motivation bringt, sondern die Kommunikation mit den anderen Spielern.Diese kann sogar tiefgreifender und erhabener sein als jede neue Waffe in einem "herkömmlichen" Spiel.

Im Übrigen: Die Midi-Musik des Spiels, ebenfalls oftmals Stein des Anstoßes, spielt - wenn man die Konzeption von Wii Music verstanden hat - keine Rolle mehr. Die Instrumente erkennt man wieder und die Erzeugung von Tönen mit der Wiimote klappt perfekt. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass man auch nach Wochen noch neue Dinge an einem Instrument oder im Zusammenspiel von Melodien erkennen kann. Einzig die Violinen-Haltung machte mir zuerst Sorgen. Diese braucht wirklcih einige Zeit, bis man sie völlig verinnerhlicht hat. Außerdem isti die Benutzung des Balance Boardes auf einen speziellen Modus beschränkt und insofern nur mehr ein Gimmick, welche ich persönlich kaum bis gar nicht nutze. Doch das sei nur am Rande erwähnt.

 

Wii Music ist in seiner Gesamtheit ein perfekt ausbalancierter Spielplatz. Es ist prinzipiell für jeden geeignet, doch werden sich einige nicht darauf einlassen können. Soviel ist sicher und bewisen die unzähligen vernichtenden Reviews. Tatsächlich dürfte es für die Einzelgänger unter den Zockern schwierig werden, Freude am Spielen von Wii Music zu entwickeln. Wer aber den einen oder anderen Kumpel oder die eine oder andere Freundin besitzt, die potenziell im Musikmachen und Kreativsein Interesse hat, dann hat Wii Music das Potenzial zum Dauerbrenner. Im Übrigen: Online können die Videos auch mit Freunden getauscht werden. Schöner ist es allerdings, wenn ihr "echten" Freunden, die zusammen mit euch auf dem Sofa sitzen, eure Darbietungen zeigt. Es kommt doch bei diesem Spiel auch stark auf die Emotionen an.

Vergnügt euch einfach nach Lust und Laune auf dem Spielplatz! 

 

 

Wertung (1-4 Spieler):                                                
eingeschränkt
  empfehlenswert      

 
 
   
 
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